18. SONNTAG IM JAHRESKREIS

3. August 2014

Evangelium nach Matthäus (14,13-21)

Gedanken zum Evangelium

Die Speisungsgeschichte - eine aus Erinnerungen, Bedürfnissen, Erfahrungen und Traditionen entstandene symbolische Geschichte, die sechs Mal in den Evangelien vorkommt. Was hat sie uns heute zu sagen?

Da steht: „Jesus hatte Mitleid“. Er sieht die Menschen, die sich um ihn versammelt haben. Er kennt sie und weiß, was in ihnen vorgeht. Deswegen hat er Mitleid mit ihnen.

Wirkt da nicht tief in uns allen eine innere Unruhe, eine Sehnsucht, ein tiefes Verlangen nach Erfüllung, nach Glück? Und was tun wir nicht alles, um dieses Bedürfnis zu stillen? Sind wir nicht immer, bewusst oder unbewusst, auf der Suche? Aber wonach?

Wir verlangen z.B. danach, bestimmte Dinge zu besitzen und setzen unsere ganze Energie dafür ein. Dann haben wir es erworben, aber nach kurzer Zeit verschwindet das Gefühl der Freude, des Glücks und wir sind schon wieder auf der Suche nach anderen Dingen. Das ist nicht nur im materiellen Bereich so. Sogar Freundschaft und Liebe können nicht unseren tiefsten Wunsch gänzlich erfüllen. Selbst in einer gelungenen Beziehung bleibt eine letzte Einsamkeit und Fremdheit. Alle Freude, alles Glück bleibt vorläufig - weist weit über sich hinaus. Unsere Sehnsucht nach Glück ist so unersättlich, geht so sehr aufs Ganze, dass uns im Letzten nichts in dieser Welt genügen kann. Alles, worauf ich mich gefreut habe, worauf ich hingearbeitet habe und mir Momente des Glücks gebracht hat, erweist sich als vorläufig. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche, der ein Atheist war, hat einmal gesagt: „Doch alle Lust - alles Verlangen - will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit“

Jesus hat Mitleid mit uns, weil wir immer wieder versuchen, oft ein Leben lang, diese tiefe Sehnsucht in uns, diesen „Hunger“, diesen „Lebensdurst“ mit falschen Dingen zu erfüllen. Die Lösung für unser aller Problem, die Jesus anbietet, ist Gott. Er nennt sich selbst der Weg zu Gott, erzählt uns die Wahrheit über Gott, führt uns so zum endgültig befriedigenden Leben. Er gibt uns das Brot, das unseren Lebenshunger stillt. „Ich bin das Brot des Lebens. Wer von diesem Brot isst, wir nie mehr Hunger haben.“

Glauben wir das? Suchen wir unsere tiefste Lebenserfüllung, unser letztes Lebensglück bei ihm, bei Gott? Ist Gott für uns derjenige, von dem wir die endgültige Erfüllung unserer tiefsten Sehnsucht erhoffen? Einer hat einmal gesagt: „Denn ich konnte nie bei etwas Ruhe finden, das weniger war als Gott“. Von Meister Eckhart, einem der großen Mystiker des Mittelalters, stammt der Spruch: „Gott, du hast uns auf dich hin geschaffen und unruhig ist unser Herz, bis es seine Ruhe findet in dir.“

Wenn das meine tiefste Glaubensüberzeugung, meine Lebenseinstellung ist, dann wird alles Glück in dieser Welt nicht unwichtig oder gleichgültig. Dann freue ich mich über jeden Tag, der mir geschenkt wird, über jeden Erfolg, über jeden Menschen, den ich schätzen oder lieben lerne ... Aber ich kann etwas Wichtiges lernen: meine Mitmenschen nicht zu überfordern. Der andere kann mir nicht alles sein. Auch der Ehepartner nicht. Der andere wird völlig überfordert, wenn ich von ihm mein ganzes, vollkommenes Glück erwarte. Das kann nur Gott schenken. „Denn ich konnte nie bei etwas Ruhe finden, das weniger war als Gott“.

Das ist die Botschaft dieser Speisungsgeschichte. Und Jesus fügt noch etwas ganz Wichtiges hinzu. Zu seinen Freunden, seinen Jüngern, die an ihn glauben und sich von ihm alles erwarten, sagt er: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Teilt eure geistige Nahrung mit den Menschen, die hungrig sind und Sehnsucht spüren. Und Jesus zeigt, dass wir mit wenig viel machen können. Auch wenn es nur „fünf Brote und ein paar Fische“ sind! Jesus ist gekommen, um diese Sehnsucht nach Mehr, den Hunger der Menschen zu stillen und er nimmt uns dabei in Anspruch.

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